ver-apple-t

veröffentlicht von Rodney Rehm, 1 Kommentar
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Wie man seine Mutter ver-apple-t

challo liebe Schweizer und Normalgebliebenen,

heute aus der Serie "Geschichten von, mit und über Kellerkinder":
"Wie man seine Mutter ver-apple-t"

Seit wir 1998 in Amerika einen Mac G3 Beige gekauft haben, ist dies der "Familien-Rechner" gewesen. Da mittlerweile jeder seine(n) eigenen Rechner besitzt und benutzt, ist der Mac in den ausschliesslichen Gebrauch meiner Mutter übergegangen. Wir schreiben das Jahr 2006 und "good old" Mac ist immernoch im Einsatz.

Der Mac ist zwar in das Familien-Netzwerk integriert, meckert bei tollen Dingen wie Videos anschauen oder einen richtigen[tm] Browser bentzen mächtig rum. MacOS 9 ist schuld. OS X lässt sich aber auf der uralt 300Mhz Maschine nicht installieren. Die meisten OS 9 Programme kann man mittlerweile nicht mal mehr herunterladen. Nun nörgelt meine Mutter schon seit Monaten an ihrem Rechner und meiner Unfähigkeit Ihre Kiste auf vordermann zu bringen.

Ich bin normalerweise nicht der große "Geburtstagsfanatiker und Geschenkemacher". Heute mache ich eine Ausnahme. Kurzerhand meine Oma, Vater und Bruder angerufen und die Finanzierung der Aktion klar gemacht. Ein Mac Mini ist zum Ziel erklärt worden.

Apple Mac Mini

Die Kohle ist da, also raus mit der Bestellung. Sonntag Abend geht die Bestellung raus, am Montag erhalte ich die Bestätigung. Mittwoch morgen teil mir Apples CustomerCare mit, dass meine Ware in etwa 12 Tagen versendet wird. Ich bin etwas über die lange Wartezeit erzürnt, bekomme von meinen SELFHTML Kollegen nur ein "das ist völlig normal" zu hören. Noch am selben Tag trudelt die nächste eMail vom CustomerCare ein, meine Ware wäre eben versendet worden. Bitte? Freude! Voraussichtlicher Liefertermin: Freitag.

Am Donnerstag (Feiertag in BW) erhalte ich eine eMail vom CustomerCare, welche mich auffordert mich telefonisch mit ihnen in Verbindung zu setzen. Man teilt mir mit, dass eine neue Werbekampagne lanciert wird und ich von dieser noch profitieren darf. Ich weiss nichts von dieser Kampagne und bekomme 70 Euro rückerstattet. Nett!

Es ist Montag und der UPS-Mensch klingelt. Äußerst gestresst wirkend drückt er mir 2 Päckchen in die Hand und hetzt nachdem ich ihm meinen Gustav August ins Gerät gekritzelt habe weiter zum nächsten Kunden.

Apple Mac Mini

Schnell ausgepackt, entpuppt sich die kleine Kiste noch kleiner, als erwartet. Was ein "Desktop-Rechner".

Apple Mac Mini

Ich nutze meine freie Zeit von Montag bis Donnerstag um den zukünftigen Computer meiner Mutter zu konfigurieren, ein bisschen Software zu installieren und ein wenig mit dem mir bislang fremden MacOS X herumzuspielen.

Donnerstag fahre ich - wie eh und je - übers Wochenende zu meinen Eltern nach Lottstetten. Meine Mutter ist an irgendeiner Gemeindeversammlung und ich habe genügend Zeit den Mac Mini unter den Bergen von Akten zu verstecken. Der Rechner ist gestartet, Maus und Tastatur hinter den Schreibtisch gehängt und der alte G3 steht immernoch am selben Ort. Vor dem Bildschirm liegen natürlich Maus und Tastatur vom G3. Gegen 22:00 kommt meine Mutter (die übrigens Marion heißt) nachhause und stellt fest, dass der nächste Bildschirm den Geist aufgegeben hat. Schwach blau schimmernd zeigt der Monitor nichts, wenn der Mac G3 aus dem "sleep-mode" geholt wird.

(nach oben schreiend) Rodney?! Hier ist der nächste Bildschirm kaputt!

Kann ja gar nicht sein. Was hast du denn jetzt schon wieder kaputt gemacht?

Nichts! Ich wollte doch nur meine Mails lesen.

Sie tippt auf der Leertaste rum und bewegt die Maus um mir zu zeigen, dass der Monitor kein Bild anzeigt. Ich verkneife mir mein Lachen und hole die neue Tastatur hinter dem Schreibtisch vor. Während der Bildschirm gerade anfängt ein Bild anzuzeigen erkläre ich ihr herablassend und mit einem fiesen Grinsen:

Ich würde halt auch die richtige Tastatur benutzen.

Ähm. Was hast du mit meinem Computer gemacht? Das sieht alles so anders aus?!

Ich hab dir Mac OS X installiert - und das funktioniert halt nur mit der neuen Tastatur und Maus.

Aha?! Mac OS X? Auf meinem alten G3? Und das funktioniert?

Na siehste doch!

Hast Du ‘ne neue Festplatte oder Motherboard installiert?

Während ich den Kopf schüttle läuft sie um den Schreibtisch um festzustellen, dass ihr G3 läuft und immernoch sehr verstaubt ist.

Ja, was jetzt? Wie soll das dann gehen?

Mein Vater erhebt sich vom Fernseher und verlässt uns mit den Worten "Emulieren nennt man das".

Nun gänzlich verwirrt versucht meine Mutter noch ein paar geistreiche Fragen zu stellen, scheitert aber mit jeder Theorie aufs neue. Ich lasse sie noch ein Weilchen zappeln und erfreue mach an meinem süffisanten Lachen. Ich hebe einen Stapel Akten an und erkläre Ihr:

Eigentlich solltest Du das erst zum Geburtstag bekommen. Aber das Zeugs kam am Montag schon und da konnte ich nicht mehr widerstehen... Das "Mac-Projekt" für die Uni, für welches ich Deinen alten G3 ausleihen wollte, ist jetzt auch hinfällig. Das war nur ‘ne Ausrede, damit ich in Ruhe die Programme aufspielen und Deine Daten rüberziehen kann. Ist eine "Gemeinschaftsprojekt" von allen. Jetzt weißt Du auch warum ich Omis Telefonnummer haben wollte, was das mit meinem Gespräch mit Vater über den "USB-Stick" auf sich hat und warum Robin pleite ist...

Meine Mutter steht kurz vor den Freudentränen und ich mache mich aus dem Staub. Ich hatte meinen Spaß, nun soll sie ihren neuen Rechner auskundschaften.

Etwa 3 Wochen imformiert mich meine Freundin, dass sich meine Mutter gefreut habe, dass sie ihr gratuliert hat. Etwas perplex frage ich warum sie meiner mutter gratuliert hat. Ich telefoniere schliesslich schon den ganzen Tag mit meiner Mutter und weiss von nichts. Zum Geburtstag gratuliere ich meiner Mutter dann beim fünften Gespräch auch beiläufig.

Vielen Dank fürs Gespräch, chüss

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