OpenAir Lottstetten
veröffentlicht von Rodney Rehm
challo liebe Schweizer und Normalgebliebenen,
heute aus der Serie "Geschichten von, mit und über Kellerkinder":
"Yet another Party auf dem Land"
Es ist vorbei. Wir haben es geschafft. Das OpenAir Lottstetten 2006 ist ohne grössere Komplikationen über die Bühne gebracht worden. Etwa 800 zahlende Gäste haben die 13 Bands an den beiden Tagen bestaunt. Die Veranstaltung verlief verhältnismässig ruhig - was wohl nicht zuletzt an den Securities liegt, welche dieses Jahr zum ersten Mal das Gelände überwachten.
Securities? Eigentlich keine speziell erwähnenswerte Geschichte. In unserem Fall jedoch schon. Am OpenAir Lottstetten gab es noch nie Sicherheitskräfte. Bislang waren einfach keine Nötig. Im Gegensatz zu all den anderen Veranstaltungen, mit denen ich übers Jahr so zu tun habe, bei denen immer Securities vor Ort sind, war das OpenAir Lottstetten in den vergangenen Jahren eine eher friedliche Veranstaltung.
Um unseren Helfern ein wenig Arbeit abzunehmen und den gesetzlichen Bestimmungen gerecht zu werden, haben wir uns jedoch 2006 dazu entschieden nicht auf Sicherheitskräfte zu verzichten. Nicht nur um randalierende Betrunkene in Schach zu halten - welche nicht wirklich auffällig wurden - sondern auch um die Eintrittskontrollen zu übernehmen. Die oberste Direktive des OpenAir Lottstetten lautet: "Glasfreies Gelände". Ausserdem steht dieses Jahr der Jugendschutz fett geschrieben über dem Eingang.
Nun begab sich eine (mir bekannte) Familie in Begleitung zweier minderjähriger Freunde des Sohnes ans OpenAir Lottstetten. Die Mutter hatte offenbar eine mündliche Übertragung der Aufsichtspflicht für die beiden kleinen Begleiter bekommen. Aus rechtlicher Sicht ist das (für uns Veranstalter) leider nicht ausreichend. Da auch auf dem Land die allgemein bekannten deutschen Gesetze gelten, wurden die Ausweise der Minderjährigen eingezogen, damit diese pünktlich um 24:00 Uhr die Veranstaltung verlassen würden.
Eine riesen Diskussion mit den Securities wurde vom Zaun gebrochen, sodass ich (als Zuständiger für die Securities) herbei gefunkt wurde. Die Mutter - uneinsichtig bis zum geht-nicht-mehr - war entzürnt und wollte einfach nicht verstehen wobei es hier ging. Um den Schutz der Jugend. Sie argumentierte, dass es am OpenAir - und generell an Veranstaltungen im Umkreis - noch von Belang war, Minderjährige um 24:00 Uhr nach Hause zu schicken.
Die Securities blieben hart und auch der plöte Veranstalter blieb "uneinsichtig". Die Mutter glaubte sich im Recht und stapfte empört davon. Wie schön ich das finde, wenn sich Eltern am Jugendschutzgesetz stören. Offenbar hat man hier den Knall noch nicht gehört. Willkommen auf dem Land.
Die Menschen auf dem Land ticken einfach eine Runde anders. Sie beschweren sich, wenn man sich nicht "mit ruhigem Gewissen" an einer Party volllaufen lassen kann, weil ja jemand auftauchen könnte, der einem seine Faust etwas näher zeigen möchte. Und auf der anderen Seite stören sie sich dann am Sicherheitspersonal. Die Menschen beschweren sich, wenn man an einer Party von (betrunkenen) Kindern überrant wird. Der Veranstalter solle doch gefälligst nicht so geldgeil sein, an der Bar sein Geschäft mit den Kleinen zu machen. Und auf der anderen Seite stören sie sich dann an der (strikten) Einhaltung des Jugendschutzgesetz.
Wenn man mal von dieser - und einigen anderen - Geschichten mit den Securities absieht, gab es keine weiteren lustigen Vorkommnisse. Nun, vielleicht doch.
Sonntag morgen - exakt 06:05 Uhr - laufe ich von der Bar in Richtung Eingang um meine Aufgaben im Bereich Finanzfluss für den zweiten Veranstaltungstag abzuschliessen. Als ich noch etwa 20 Meter vom (geschlossenen) Eingangstor entfernt bin, steht auf einmal der olivgrüne Lada eines bekannten vor dem Bauzaun. Er spielt mit dem Gas und lässt den Motor aufheulen. Ich laufe etwas schneller, um ihm das Tor zu öffnen. Einen kurzen Moment später gibt der gute Gas und überfährt den Bauzaun. "Die Rache für die Securities" hat zugeschlagen. Weitere Details erpare ich uns einfach mal, da die Angelegenheit bereits geklärt scheint.
Nächstes Jahr werden wir jedoch nicht darum herum kommen, eine Warntafel am Haupteingang anzubringen. "Achtung Gefahr! Dieser Bauzaun könnte überfahren werden."
Alles in Allem doch ein gelungenes Fest mit dem einen oder anderen Highlight.
Vielen Dank fürs Gespräch, chüss